Am 4. November 2024 fand das 28. Hans-Fischer-Symposium in Garching statt, das von der Hans-Fischer-Gesellschaft ausgerichtet wurde. Zwischen 13:00 und 18:00 Uhr versammelten sich renommierte Wissenschaftler, junge Forschende und Studierende, um neueste Entwicklungen in der Elektronenmikroskopie zu diskutieren und das Vermächtnis von Prof. Sevil Weinkauf und Prof. Luis Bachmann zu ehren.
Begrüßung durch Prof. Eisenreich und Vorstellung der Hans-Fischer-Gesellschaft
Prof. Wolfgang Eisenreich (TUM), Vorsitzender der Hans-Fischer-Gesellschaft, eröffnete das Symposium mit einigen einleitenden Worten. Er stellte Hans Fischer, Nobelpreisträger und Namensgeber der Gesellschaft, vor, der als Nachfolger des Nobelpreisträgers Heinrich Wieland die wissenschaftliche Arbeit im Bereich der strukturellen organischen Chemie entscheidend geprägt hatte. Seit der Gründung im Jahr 1950 fördert die Hans-Fischer-Gesellschaft Forschungsprojekte, die in Verbindung mit den wissenschaftlichen Themen Fischers stehen. Allein in den letzten zehn Jahren wurden u.a. 1,5 Millionen Euro in Forschungsprojekte investiert. Zudem unterstützt das Hans-Fischer-Kolleg gezielt Studierende der Technischen Universität München (TUM), die Forschung in Hans Fischers Fachgebiet betreiben. Prof. Eisenreich bedankte sich bei Prof. Johannes Buchner (TUM) und Prof. Wolfgang Baumeister (TUM), den Co-Organisatoren des Symposiums, für ihre Unterstützung.
Ehrung verstorbener Wissenschaftler: Prof. Luis Bachmann und Prof. Sevil Weinkauf
In emotionalen Reden erinnerten Wolfgang Baumeister, Christoph Kaiser und Carsten Peters an die kürzlich verstorbenen Wissenschaftler Prof. Luis Bachmann und Prof. Sevil Weinkauf. Prof. Bachmann (1929–2023) trat 1969 seine Professur an und wirkte bis 1998. Als Doktorvater und Mentor von Sevil Weinkauf spielte er eine zentrale Rolle in der Entwicklung der Cryo-Elektronenmikroskopie (Cryo-EM). Prof. Sevil Weinkauf (1957–2022) wurde 1989 mit dem Förderpreis der Deutschen Gesellschaft für Elektronenmikroskopie und 1996 mit dem Hans-Fischer Gedächtnispreis ausgezeichnet. Sie verbrachte ihre Postdoc-Zeit bei Prof. Johann Deisenhofer in Texas, bevor sie 1998 als Professorin für Elektronenmikroskopie in die Fußstapfen von Prof. Bachmann trat. Ihre ehemaligen Postdoktoranden, Dr. Christoph Kaiser und Dr. Carsten Peters, würdigten ihren unermüdlichen Forschungsgeist, ihren kritischen Arbeitsansatz und ihre außergewöhnliche Detailgenauigkeit. Weinkaufs Forschungsarbeiten zur Kristallisation und Stabilität von Proteinen beeinflussen weiterhin die Wissenschaft, und viele ihrer Projekte werden in anderen Labors weltweit fortgeführt.
Wissenschaftliche Vorträge des Symposiums
Das wissenschaftliche Programm begann mit einer Vortragsreihe unter der Leitung von Prof. Johannes Buchner. Prof. Wolfgang Baumeister vom Max-Planck-Institut (MPI) in Martinsried stellte in seinem Vortrag „Cryo-electron tomography: The power of seeing the whole picture“ die Möglichkeiten der Kryo-Elektronentomographie vor. Diese Technologie ermöglicht es, biologische Strukturen umfassend und in dreidimensionaler Darstellung sichtbar zu machen, was zu einem vertieften Verständnis molekularer Prozesse führt. Es folgte Prof. Carina Oliveira Mann (TUM) mit ihrem Vortrag „Solving structures of small sub-100 kDa proteins with cryo-EM“. Sie beleuchtete die Herausforderungen und Lösungen, die die Kryo-EM für die Untersuchung kleiner Proteine bietet. Der dritte Vortrag des ersten Seminarteils wurde von Prof. Marc-Georg Willinger (TUM) gehalten, der über „Electron microscopy of dynamic systems under non-equilibrium conditions“ sprach und darstellte, wie dynamische Systeme mittels Elektronenmikroskopie untersucht werden können.
Nach einer Kaffeepause übernahm Prof. Michael Sattler (TUM) den Vorsitz für den zweiten Teil des Seminars. Dr. Marion Jasnin (Helmholtz-Zentrum und TUM Junior Fellow) eröffnete mit ihrem Beitrag „Exploring the molecular architecture of native actin assemblies using cryo-electron tomography“. Darin stellte sie innovative Methoden zur Untersuchung der molekularen Struktur von Actin-Komplexen vor. Weitere Vorträge folgten von Prof. John Briggs sowie Prof. Jürgen Plitzko vom MPI Martinsried, der mit „Serial Lift-Out: Sampling the molecular anatomy of whole organisms by cryo-electron tomography“ einen innovativen Ansatz zur Untersuchung ganzer Organismen vorstellte. Abschließend präsentierte Dr. Martin Beck vom MPI Frankfurt seine Arbeiten zu „Mechanosensitive nuclear pores“.
Zum Abschluss der Veranstaltung lud die Hans-Fischer-Gesellschaft die Teilnehmerinnen und Teilnehmer zu einem geselligen Beisammensein mit Bier und Brezen ein, bei dem die Diskussionen in entspannter Atmosphäre fortgeführt werden konnten.
Weitere Informationen zur Hans-Fischer-Gesellschaft
www.hans-fischer-gesellschaft.de
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