Alzheimer, Parkinson oder bestimmte Krebsarten – viele schwere Krankheiten entstehen, wenn falsch gefaltete Proteine Fehlfunktionen im Körper verursachen. Ein internationales Forschungsteam will jetzt die Rolle der „Hilfsproteine“ Chaperone entschlüsseln, die im Körper für die Qualitätskontrolle neu hergestellter Eiweiße sorgen. Dafür erhält das Projekt CHAPEROME eine Förderung von fast 11 Millionen Euro durch einen Synergy Grant des Europäischen Forschungsrats (ERC).
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der TUM konnten bislang insgesamt 255 ERC Grants einwerben. Darunter sind nun auch sechs Synergy Grants aus der höchsten Förderkategorie. Die Summe beträgt bei CHAPEROME fast 11 Millionen Euro, von denen über 3,2 Millionen für die Technische Universität München (TUM) vorgesehen sind. Synergy Grants werden immer an gleichberechtigte Teams von Forschenden vergeben. Das CHAPEROME Team besteht aus Prof. Marina Rodnina vom Max-Planck-Institut für Multidisziplinäre Naturwissenschaften in Göttingen, Prof. Johannes Buchner von der TUM und Prof. Judith Frydman von der Stanford University aus den USA.
Das Forschungsprojekt CHAPEROME
Proteine gehören zu den zentralen Bausteinen des Lebens. Ohne sie könnten Zellen und Organe nicht funktionieren. Proteine sind lange Ketten aus Aminosäuren, die in jeder Zelle an großen molekularen Maschinen, den Ribosomen, zusammengebaut werden. Diese Ketten falten sich je nach Aminosäuresequenz in eine bestimmte dreidimensionale Struktur. Diese Struktur legt fest, ob ein Protein seine gewünschte Funktion erfüllen kann.
Fehlerhaft gefaltete Proteine verursachen eine Vielzahl schwerer neurodegenerativer Erkrankungen, Prionkrankheiten, wie die Creutzfeldt-Jakob-Krankheit oder BSE, aber auch Stoffwechsel- und Erbkrankheiten, wie Mukoviszidose und Phenylketonurie. Auch manche Krebsarten entstehen oder verschlimmern sich, wenn Proteine, die das Zellwachstum regulieren, falsch gefaltet sind.
Um solche Fehlproduktionen zu verhindern sind in den Zellen Chaperone aktiv. Sie unterstützen unter anderem die korrekte Faltung der Proteine und können falsch gefaltete Moleküle reparieren. Neue Erkenntnisse des CHAPEROME-Teams deuten darauf hin, dass Chaperone auch regulieren, wie Ribosomen Proteine produzieren. Wie dies auf molekularer Ebene funktioniert, will das geförderte Team in den kommenden sechs Jahren gemeinsam beantworten.
Neben der Entdeckung grundlegender Mechanismen, z.B. bei der Bildung von Nervenzellen, könnte das Projekt langfristig auch neue Ansatzpunkte zur Behandlung von Krankheiten liefern, die durch Störungen in der Proteinfaltung entstehen.
Weitere Informationen und Links
- Der Projektname CHAPEROME, stellt eine Parallele zu Begriffen wie dem Proteom her, das die Gesamtheit der Proteine bezeichnet.
- Der Name „Chaperon“ kommt ursprünglich aus dem Französischen und bedeutet „Anstandsdame“ oder „Begleiter“.
- European Research Council (ERC)
Kontakt zum Artikel
Prof. Johannes Buchner
Technische Universität München
Lehrstuhl für Biotechnologie
TUM School of Natural Sciences
johannes.buchner@tum.de
Technische Universität München
Corporate Communications Center
- Ulrich Meyer
- presse@tum.de
- Teamwebsite
Originalartikel: https://www.tum.de/aktuelles/alle-meldungen/pressemitteilungen/details/erc-synergy-grant-fuer-prof-johannes-buchner