Ein Forschungsteam unter der Leitung von Prof. Angela Casini (Lehrstuhl für Medizinische und Bioanorganische Chemie) hat im Jahr 2025 zwei Patente für neuartige radioaktive Verbindungen angemeldet, die für die präzise Bildgebung und Behandlung von Krebs entwickelt wurden. Die erste Erfindung entstand in Zusammenarbeit mit Prof. Shigeyoshi Inoue (Lehrstuhl für Siliciumchemie) und beschreibt die Verwendung eines neuartigen Silicium-Fluorid-Akzeptors für die 18F-PET-Bildgebung. Die zweite Erfindung umfasst einen peptidbasierten Radiotracer, der gezielt den CXCR4-Chemokinrezeptor adressiert – ein vielversprechendes molekulares Ziel für die Diagnose und Therapie verschiedener Krebsarten und entzündlicher Erkrankungen.
Der neue Tracer wurde für die präzise Diagnose von CXCR4-exprimierenden Läsionen und deren anschließende Behandlung entwickelt. Er kann mit unterschiedlichen Radioisotopen markiert werden und weist eine außergewöhnlich hohe Affinität zu CXCR4 auf. Dies ermöglicht es Ärztinnen und Ärzten, denselben Wirkstoff zunächst für die exakte Stadieneinteilung der Erkrankung mittels PET-Bildgebung zu nutzen und anschließend eine gezielte therapeutische Strahlendosis direkt an den Tumor oder die Metastasen zu verabreichen.
Im Vergleich zum derzeitigen Standard [68Ga]Ga-Pentixafor, dessen diagnostische Genauigkeit durch suboptimale Target-to-Background-Verhältnisse (TBR von ca. 2–3) begrenzt ist, zeigt der neue Ligand eine 4- bis 10-fach höhere Bindungsaffinität zu CXCR4. Dies führt zu deutlich verbesserten TBR-Werten und ermöglicht eine zuverlässige Darstellung selbst von Tumoren mit geringer CXCR4-Expression.
In Zusammenarbeit mit Prof. Constantin Lapa von der Klinik für Nuklearmedizin am Universitätsklinikum Augsburgwurde der neue Tracer bereits erfolgreich bei 13 Krebspatienten zu diagnostischen Zwecken getestet – mit hervorragenden Ergebnissen im Vergleich zu etablierten Substanzen in der klinischen Praxis und laufenden Studien. Dank seiner vielseitigen Struktur kann der Ligand zudem stabile Komplexe mit therapeutischen Isotopen wie 177Lu und 90Y bilden und ebnet damit den Weg für hochgradig zielgerichtete, personalisierte Therapien.
Die Erfindung hat bereits das Interesse von Pharmaunternehmen geweckt, die eine mögliche Übernahme prüfen. Ein Informationsflyer zu dieser Innovation wurde von BayPAT erstellt und bietet einen Überblick über die Technologie und ihr Potenzial. Diese Entwicklung markiert einen wichtigen Schritt hin zu einer neuen Generation theranostischer Radiopharmazeutika.
Weitere Informationen und Links
- Informationsflyer BayPAT
- Prof. Angela Casini, Lehrstuhl für Medicinal and Bioinorganic Chemistry
- Prof. Shigeyoshi Inoue, Lehrstuhl für Siliciumchemie
- Universitätsklinikum Augsburg, Klinik für Nuklearmedizin
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