Am 17. Dezember 2024 fand an der Technischen Universität München (TUM) das Evonik MChG Symposium 2024 unter dem Motto „Applied Sustainability: Prominent Contributions from Tribology and Synthetic Biotechnology“ statt. Das von der Münchener Chemischen Gesellschaft (MChG), Evonik Industries AG, der TUM International GmbH sowie der TUM School of Natural Sciences organisierte Symposium brachte führende Experten aus Wissenschaft und Industrie zusammen, um innovative Ansätze für eine nachhaltige Zukunft zu diskutieren.
Begrüßung und Auftakt
Prof. Richard Fischer (MChG) und Dr. Christoph Weckbecker von Evonik eröffneten die Veranstaltung mit Worten des Dankes und leiteten in die erste Session des Tages ein. Prof. Fischer begrüßte die Anwesenden zum „Traditionellen Evonik Day“ und übergab das Wort an Prof. Tom Nilges, Head des Departments Chemie, der die langjährige Zusammenarbeit zwischen der TUM und Evonik würdigte.
Biotechnologie: Innovationen für den Klimaschutz
Den Auftakt der Vorträge machte Prof. Thomas Brück (TUM, Werner-Siemens-Lehrstuhl für Synthetische Biotechnologie). In seiner Präsentation („Whole cell conversion of green-house gases and industrial waste biomass into platform compounds for the chemical industry”) beleuchtete er innovative Ansätze zur Umwandlung von Treibhausgasen und industrieller Biomasse zu chemisch bedeutenden Ausgangsverbindungen.
„Klimawandel ist eines der Themen, die mich morgens aus dem Bett treiben“, erklärte Prof. Brück.
Dabei hob er hervor, wie wichtig das TUM AlgaeTec Center und das europäische Forschungsprojekt Horizon Europe, an dem Evonik beteiligt ist, für die Entwicklung nachhaltiger Lösungen seien. Das Projekt trägt den Namen Valuable - "Valorization of fungal biomass using novel enzymatic technologies" und wurde unter dem Horizon Europe Förderprogramm als "Innovation Action" mit 6 Mio. Euro gefördert. Der Lehrstuhl von Prof. Brück ist dabei der Koordinator des Konsortiums. Aus der Pilzbiomasse kann Chitin für die Kosmetik und Klebstoffindustrie hergestellt werden. Die restliche Glukane werden mittels Fermentation in Hefeöl umgewandelt, welches der Ausgangstoff für Acrylharze im Möbelsektor bzw. Beschichtungssektor und als Inhaltsstoff für Kosmetik dient und hier umweltschädliches Palmöl ersetzt.
In diesem Projekt wurden in der bisherigen Laufzeit 4 neue marktfähige Produkte generiert. Die Arbeitsgruppe Brück an der TUM NAT School hat damit einen direkten und nachhaltigen Einfluss auf den Markt und die Produktentwicklung im Bereich Kosmetik und Materialien erzielt.
Dr. Jakob Müller (Evonik Operations GmbH) betonte in seinem Vortrag („Biotechnology as a game changer for the cleaning and cosmetic industry“), wie Biotechnologie die Reinigungs- und Kosmetikindustrie transformieren kann. Fossile Rohstoffe müssten durch erneuerbare Kohlenstoffquellen ersetzt werden, um geschlossene Kreisläufe zu schaffen. Natürliche Tenside seien hier ein vielversprechendes Beispiel.
Hochleistungspolymere und tribologische Anwendungen
Im Fokus der zweiten Session standen innovative Materialien und deren Anwendungen. Philipp Kilian(Evonik Operations GmbH) präsentierte die Eigenschaften des Hochleistungspolymers PEEK (Polyetheretherketon), das nicht nur energieeffizient, sondern auch temperaturstabil ist (Vortragstitel: “PEEK for energy efficient and silent transmissions”). Dieses Material spielt eine Schlüsselrolle beispielsweise bei der Reduktion von Vibrationen und in tribologischen Anwendungen.
Darauf aufbauend zeigte Stefan Reitschuster (TUM, Institut für Maschinenelemente) in seinem Vortrag („High-Performance plastic gears to run battery-electric vehicles”) die Vorteile von Kunststoffzahnrädern für elektrisch betriebene Fahrzeuge. Seine Forschung, unter anderem an einem Renault Twizy, unterstrich das Potenzial von Polymeren wie PEEK, gleichzeitig aber auch die Herausforderungen wie temperaturabhängige Steifigkeit.
Biokatalyse: Nachhaltigkeit in der Feinchemie
Einen weiteren Höhepunkt setzte Prof. Andreas Liese der Technischen Universität Hamburg (TUHH), der über Biokatalyse als Schlüsseltechnologie für nachhaltige chemische Synthesen sprach (Vortragstitel: “Biocatalysis-Driven Sustainability in Fine Chemical Synthesis”). Er plädierte dafür, die Natur als Vorbild zu nutzen und lösemittelfreie Prozesse zu fördern. „Prozessintensivierung treibt die Nachhaltigkeit voran“, erklärte er und hob die Bedeutung der Nachwuchsförderung in interdisziplinären Bereichen hervor.
Zum Abschluss bedankten sich Dr. Christoph Weckbecker und Prof. Richard Fischer bei allen Teilnehmenden und würdigten insbesondere die Beiträge von Evonik. Beim informellen Ausklang in der Cafeteria des Departments Chemie hatten die Gäste Gelegenheit, die Diskussionen des Tages zu vertiefen.
Das Evonik MChG Symposium 2024 verdeutlichte eindrucksvoll, wie interdisziplinäre Ansätze aus Biotechnologie zur Lösung zentraler Herausforderungen der Nachhaltigkeit beitragen können. Mit einem klaren Fokus auf praxisnahe Anwendungen zeigte die Veranstaltung, wie Forschung und Industrie gemeinsam den Weg in eine grünere Zukunft gestalten.
Weitere Informationen und Links:
- EVONIK Industries
- Münchener Chemische Gesellschaft (MChG)
- TUM International GmbH
- Prof. Thomas Brück
- Prof. Andreas Liese
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