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Aktuelles aus der Bioscience

Lipid-inspirierte DNA-Origami formen programmierbare Kapseln für die biomolekulare Robotik

Biomolecular Engineering & Design, Forschung, Bioscience | 04.12.2025

Neue „Dipid“-Strukturen kombinieren Prinzipien der Lipid-Assemblierung mit der Programmierbarkeit von DNA und ermöglichen so die Herstellung programmierbarer Kapseln für die synthetische Biologie und Nanotechnologie.

Illustration of a white round object with multiple parts, including those that look like tools, on a black background
llustration: Künstlerische Darstellung eines biomolekularen Roboters auf Basis des Dipid-Systems, in den zunehmend komplexe Funktionsmodule integriert sind. Christoph Karfusehr / TUM
Doktorand Christoph Karfusehr hält ein 3D-gedrucktes Modell eines Dipids. Foto: Dr. Annemieke IJpenberg / TUM

Forscher der Technischen Universität München (TUM) und des Helmholtz Pioneer Campus haben eine neue Klasse von DNA-basierten Bausteinen entwickelt, die das Verhalten von Lipiden nachahmen und gleichzeitig die Programmierbarkeit von DNA-Origami erhalten. Die Bausteine, sogenannte Dipids, fügen sich eigenständig zu Kapseln zusammen, deren Durchmesser sich von 100 Nanometern bis über 1 Mikrometer einstellen lassen. Damit sind die größten Kapseln so groß wie manche Bakterien. Dieser Durchbruch eröffnet neue Möglichkeiten für die Entwicklung biomolekularer Robotersysteme. Zu den Autoren zählen Prof. Friedrich Simmel, Christoph Karfusehr, Doktorand der Max Planck School „Matter to Life“, und ihr Team an der TUM School of Natural Sciences sowie PI Dr. Marion Jasnin und Postdoc Dr. Brice Beinsteiner am Helmholtz Pioneer Campus. 

Warum Lipidprinzipien mit DNA-Origami verknüpfen? 

Mikroskopische Kapseln sind für viele biologische und synthetische Systeme unverzichtbar. Lipidvesikel werden häufig eingesetzt, weil sie Kapseln in vielen Größen erzeugen können. Sie lassen sich jedoch nur schwer für komplexe Aufgaben wie die biomolekulare Robotik funktionalisieren. Proteinbasierte oder DNA-Kapseln, die sich an Virushüllen orientieren, sind hingegen leicht zu funktionalisieren. Ihre Form und Größe sind jedoch durch die strengen Assemblierungsprinzipien der Virushüllen begrenzt.  

Dipids verbinden diese beiden Vorteile. Sie sind inspiriert von der Art und Weise, wie Lipide miteinander interagieren, wodurch sie Flexibilität bei der Kapselgröße und Kapselform bieten, während sie die Programmierbarkeit und Modularität von DNA-Origami beibehalten. 

Funktionsweise der Dipids 

Dipids sind zylinderförmige, symmetrische DNA-Strukturen mit einem Durchmesser von etwa 30 Nanometern. Durch gezielte Anpassung der Länge und Sequenz von 30 DNA-Strängen auf ihrer Oberfläche können Dipids so programmiert werden, dass sie flache Membranen, hohle Röhren oder geschlossene Kapseln mit definierten Größen bilden. Der modulare Aufbau ermöglicht weiterhin einen einfachen und kostengünstigen Wechsel zwischen verschiedenen Dipid-Varianten, ohne dass die Grundstruktur angepasst werden muss. 

Vom ersten Design zu funktionalen Strukturen 

Das Team entwickelte 74 Dipid-Designs mit einer Bandbreite an berechneten Durchmessern. Sechs dieser Designs wurden im Labor validiert und bildeten Strukturen mit Durchmessern, die von Virushüllen über die Größe von Bakterien bis hin zu 1,2 Mikrometern reichen. Damit sind sie die größten bisher hergestellten DNA-Origami Kapseln. 

Dipid-Membranen sind porös und ermöglichen den selektiven Austausch von Molekülen. Dadurch können Enzyme und Substrate kontinuierlich zugeführt werden, was mit Lipidvesikeln nur schwer erreichbar ist. Das Team zeigte außerdem, dass Dipid-Kapseln leicht funktionalisiert werden können. Dazu integrierte es Module für die RNA-Transkription in die Membranen und kapselte kleinere DNA-Origami Kompartimente ein, die zelluläre Organellen nachahmen. Durch die Anpassung von Form und Bindungspräferenzen der Dipids konnte das Team zudem deren Organisation innerhalb der Membran steuern, ähnlich wie bei der Selbstorganisation von Lipidmembranen. 

Ein genauer Blick auf die Dipid-Strukturen 

Um Dipid-Strukturen sichtbar zu machen, kooperierte das TUM-Team mit der Cryoskeleton Forschungsgruppe von Jasnin am Helmholtz Pioneer Campus und der Cryo-Electron Microscopy Platform von Helmholtz München. Durch Kryoelektronentomographie konnten Jasnin und Beinsteiner verschiedene Dipid-Membranarchitekturen rekonstruieren, darunter gefaltete Membranen, vollständig geschlossene Kapseln und eine vielfältige Dipid-Anordnung in den kleinsten Strukturen. 

Eine Plattform für biomolekulare Robotik 

Dipids vereinen strukturelle Programmierbarkeit, einfaches Design und die Einbindung funktionaler Module. Dieses Baukastenprinzip könnte die Entwicklung synthetischer Systeme beschleunigen, die zelluläre Komplexität nachbilden und damit einen wichtigen Schritt in Richtung biomolekulare Robotik ermöglichen. 

 

Publikation 

Self-assembled cell-scale containers made from DNA origami membranes. Christoph Karfusehr, Markus Eder, Hao Yuan Yang, Brice Beinsteiner, Marion Jasnin & Friedrich C. Simmel. Nature Materials. https://doi.org/10.1038/s41563-025-02418-0  

 

Weitere Informationen und Links 

Prof. Friedrich Simmels lab - Physics of Synthetic Biological Systems https://www.bio.nat.tum.de/en/e14/home/  

Dr. Marion Jasnins Cryoskeleton Lab, Helmholtz Pioneer Campus https://www.helmholtz-munich.de/en/research/helmholtz-pioneer-campus/hpc-research/marion-jasnin-lab  

 

Kontakt zu dem Artikel 

Prof. Friedrich C. Simmel  
Physics of Synthetic Biological Systems 
TUM School of Natural Sciences 
simmel(at)tum.de  

 

Pressekontakt 
communications(at)nat.tum.de 
Team website 


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