Am 14. November 2024 fand das Dr. Karl Wamsler Innovation Award Symposium unter dem Motto „Advancing Catalysis Science“ am Zentralinstitut für Katalyseforschung (CRC) der Technischen Universität München (TUM) statt. Der Preisträger des Awards in diesem Jahr ist der renommierte Chemiker Prof. Bert M. Weckhuysen (Universität Utrecht, Niederlande).
Die Veranstaltung würdigte herausragende Beiträge zur Katalyseforschung und brachte Professorinnen und Professoren, Studierende und Partner der TUM zusammen. Prof. Roland Fischer, leitender akademischer Direktor des CRC, eröffnete das Symposium um 14:15 Uhr und hieß in seiner Begrüßungsrede den diesjährigen Preisträger Prof. Bert M. Weckhuysen (Universität Utrecht), die Familie Wamsler, Dr. Friedemann Rohr von der Firma Clariant AG, TUM-Vizepräsident für Forschung und Innovation Prof. Gerhard Kramer, Präsident Emeritus der TUM Prof. Wolfgang A. Herrmann und alle Zuhörenden herzlich willkommen.
Prof. Kramer hob in seiner anschließenden Rede die Bedeutung der Katalyse hervor: „Heute feiern wir die Katalyseforschung.“ Der Dr. Karl Wamsler Innovation Award sei Ausdruck der erfolgreichen Partnerschaft zwischen der TUM und Clariant: „Das Vermächtnis von Karl Wamsler lebt durch diese Auszeichnung weiter.“ Er betonte das weltweite Renommee der Katalyseforschung an der TUM und die Zusammenarbeit des CRCs mit dem Exzellenzcluster e-conversion, der sich den Herausforderungen der Energiewende widmet. „Ich hoffe, dass diese Veranstaltung zu neuen Ideen anregt,“ schloss er seine Ansprache und dankte Clariant und der Familie Wamsler für die langjährige Unterstützung.
Im Anschluss an die Eröffnungsreden hielt Dr. Friedemann Rohr, Leiter für Nachhaltigkeit und Business Intelligence der Clariant-Geschäftseinheit Catalysts, den ersten Vortrag mit dem Titel „Catalysis – The Indispensable Technology to Drive the Energy Transition.“ Dr. Rohr unterstrich die Schlüsselrolle von Katalysatoren als „die wichtigsten Werkzeuge für moderne Gesellschaften und der nachhaltigen Transformation“ und illustrierte deren bedeutenden Multiplikatoreffekte. Am Beispiel der Stahlproduktion zeigte er auf, wie Clariant CO₂-Emissionen in energieintensiven Industrien deutlich verringern konnte. Er sprach auch über die noch ungelösten Herausforderungen in der Katalyse, wie die Energieeffizienz des Haber-Bosch-Prozesses und die Umwandlung von Stickoxiden. Am Ende seines Vortrags ging er noch auf weitere Schlüsselprozesse, u.a. die Umsetzung von kleinen Molekülen wie Kohlenstoffmonoxid und -dioxid, Wasser und Wasserstoff zu unterschiedlichsten Produkten der chemischen Industrie. Seine Schlussworte endeten mit einem persönlichen Appell an die Zuhörenden Veränderungsprozesse anzustoßen und dem Zitat „Wir tragen alle die Welt in uns“. Für seinen „spektakulären Vortrag“ (Zitat Prof. Fischer) erhielt Dr. Rohr großen Applaus des anwesenden Publikums.
Es folgte die Auszeichnung des „CRC Best Paper Award“ durch Prof. Thorsten Bach (Akademischer Direktor des CRC). Der Preis wird in diesem Jahr zum ersten Mal vergeben und würdigt herausragende und kollaborative Publikationen von Promovierenden des CRC. Der Award „spiegelt die Zusammenarbeit unterschiedlichster Arbeitsgruppen auf dem Gebiet der Katalyse innerhalb des CRC wider“ (Zitat Prof. Bach). In diesem Jahr geht der Preis an die Erstautorin Johanna Reich – Doktorandin an der Professur für Funktionelle Nanomaterialien bei Barbara A. J. Lechner - für die Publikation „A Critical View on the Quantification of Model Catalyst Activity“. In der von Prof. Lechner verfassten Laudatio wurden u.a. die „clever designten Experimente für die Messungen von unterschiedlichsten Reaktivitäten“ von Johanna Reich gelobt. In ihrem anschließenden Vortrag betonte Johanna Reich die Relevanz der Skalierung von Laborergebnissen und stellte die Ergebnisse der Publikation zur Forschung zu Platin-19 Clustern auf Magnetit (Fe₃O₄)-Oberflächen vor. Sie bedankte sich abschließend beim ganzen Organisationskomitee des CRC für die Auszeichnung. Prof. Fischer gab den Dank an Johanna Reich für Ihren Vortrag zurück und übergab das Wort an Prof. Jennifer Strunk (Akademische Direktorin des CRC) für die Laudatio für Prof. Bert M. Weckhuysen.
Prof. Strunk betonte die Bedeutung des Preises sowie die diesbezüglichen Verdienste von Prof. Weckhuysen „Der Karl-Wamsler Innovation Award soll an Wissenschaftler verliehen werden, die im Bereich der Katalyse Innovationen mit industriellem Potenzial geschaffen haben und ich bin überzeugt, dass kaum ein Forscher diese Kriterien besser erfüllt als Bert Weckhuysen mit seinen herausragenden Arbeiten im Bereich der Operando-Spektroskopie in der heterogenen Katalyse.“ Desweiteren hob sie Prof. Bert M. Weckhuysens zahlreiche wissenschaftliche Beiträge zur heterogenen Katalyse hervor, die zurecht mit vielen internationalen Auszeichnungen bedacht wurden. „Bert Weckhuysen ist es über die Jahre hinweg gelungen, eine herausragende – international einzigartige – Methodenpalette für die Untersuchung heterogener Katalysatoren unter realen Reaktionsbedingungen („Operando-Spektroskopie“) zu entwickeln. Darüber hinaus gelingt es ihm stets, mehrere anspruchsvolle spektroskopische Techniken zu kombinieren.“
Prof. Strunk schloss Ihre Rede mit den Worten: „Hiermit, Bert, möchte ich dir zur Verleihung des Karl-Wamsler-Preises 2024 herzlich gratulieren!“
In seinem anschließenden Vortrag „Operando Spectroscopy of Catalysts – Making Fuels and Chemicals from Fossil and Renewable Resources“ sprach der Preisträger Prof. Weckhuysen über seine Vision einer nachhaltigen Zukunft und seinen Traum, chemische Reaktionen im Detail sichtbar zu machen: „seeing is believing“. Er führte das Publikum in die Welt der spektroskopischen Methoden ein und betonte die Notwendigkeit besserer Katalysatoren. Als Beispiel demonstrierte er die Diffusion von Resorufin in Zeolithen und die CO₂-Hydrierung über Nickelpartikel, die neue Einblicke in die Struktur und Aktivität von Katalysatoren geben. Am Ende seines Vortrags verwies Prof. Weckhuysen auch auf Trends wie die Nutzung von KI und Mikrofluidik für einen umfassenden „Katalysator-Atlas“ und sprach jungen Forschenden Mut zu, ihrem Wissensdrang zu folgen, auch wenn dieser mit Rückschlägen verbunden sein kann.
Am Ende des Symposiums moderierte Prof. Fischer eine Fragerunde, bevor er die Veranstaltung offiziell beendete und – unter großen Applaus des Publikums - Blumen an die Preisträger Prof. Bert M. Weckhuysen und Johanna Reich überreichte.
Das Katalyseforschungszentrum und die Die TUM School of Natural gratulieren sehr herzlich Prof. Bert M. Weckhuysen zum Karl Wamsler Innovation Award 2024, sowie Johanna Reich zum „CRC Best Paper Award“. Desweiteren bedanken wir uns ganz herzlich für die langjährige Unterstützung bei der Clariant AG und der Familie Wamsler.
Weitere Informationen und Links:
- Dr. Karl M. F. Wamsler (1928–2016) studierte Chemie und Betriebswirtschaftlehre in München und Chicago und promovierte 1955 mit magna cum laude in Chemie. Zunächst arbeitete er für Shell, bevor er 1962 zur Süd-Chemie nach München kam. Im Verlauf seiner Karriere stellte er das Unternehmen als Gesellschafter der Familienerben sowie als aktiver Geschäftsführer von einem kleinen regionalen Unternehmen zu einem internationalen Konzern auf, stets mit einem besonderen Fokus auf Innovation, insbesondere im Bereich der Katalyse. Für sein Engagement innerhalb der TUM-Universitätsstiftung verlieh ihm die Technische Universität München 2015 den Titel eines Ehrensenators. Bereits 2011 übernahm die Clariant AG, ein auf Nachhaltigkeit fokussiertes Spezialchemieunternehmen mit Sitz in Pratteln, Schweiz, die Süd-Chemie und rief 2017 den „Dr. Karl Wamsler Innovation Award“ ins Leben.
- Prof. Bert M. Weckhuysen ist Professor an der Universität Utrecht (Niederlande). Er erhielt 1991 seinen Master-Abschluss an der Universität Leuven (Belgien). Nach seiner Promotion in Oberflächenchemie, Spektroskopie und Katalyse an der Universität Leuven im Jahr 1995 arbeitete er als Postdoktorand an der Lehigh University (USA) und an der Texas A&M University (USA). Von 1997 bis 2000 war er Forschungsstipendiat der Belgischen Nationalstiftung für Wissenschaftliche Forschung (NFWO, später FWO-Flandern) und war der Universität Leuven angegliedert. Seit 2000 ist Weckhuysen ordentlicher Professor an der Universität Utrecht. Im Jahr 2012 wurde er zum ersten „Distinguished Professor“ der Fakultät für Naturwissenschaften der Universität Utrecht ernannt. Seine Hauptforschungsinteressen liegen in der Entwicklung von Struktur-Aktivitäts-Beziehungen und Expertensystemen auf dem Gebiet der heterogenen Katalyse und Materialwissenschaft mit besonderem Schwerpunkt auf der Entwicklung und Anwendung fortschrittlicher in operando-Techniken zur Katalysator-Charakterisierung. Weckhuysen erhält den Dr. Karl Wamsler Innovationspreis 2024 „für seine Beiträge zur Visualisierung heterogener Katalysatoren in operando zur Umwandlung fossiler und erneuerbarer Rohstoffe.“
- Dr. Karl Wamsler Innovation Award (TUM)
- Katalyseforschung an der TUM (CRC)
- Informationen zur strategischen Partnerschaft der TUM mit Clariant
- Cluster of Excellence: e-conversion
- Best Paper Award: „A Critical View on the Quantification of Model Catalyst“ in Topics in Catalysis
- Barbara A. J. Lechners Homepage: Professorship of Functional Nanomaterials
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