Am Freitag, den 6. Juni 2025, wurden im Hörsaal 2 des Physik-Departments der Technischen Universität München (TUM) drei herausragende Wissenschaftspersönlichkeiten mit der TUM Distinguished Affiliated Professorship (DAP) ausgezeichnet: Prof. Frank Eisenhauer, Prof. Reinhard Fässler und Prof. Susanne Mertens. Die Ehrung würdigt ihre exzellenten wissenschaftlichen Leistungen sowie ihre enge Verbundenheit mit der TUM und ihren Exzellenzclustern.
Die feierliche Veranstaltung begann um 11:00 Uhr mit einem Willkommenskaffee, gefolgt von der Begrüßung durch Prof. Johannes Barth, Dekan der TUM School of Natural Sciences. Er hieß die Geehrten willkommen und betonte ihre wichtige Rolle innerhalb der Max-Planck-Gesellschaft und der Exzellenzcluster der TUM. Anschließend übergab er das Wort an Prof. Elisa Resconi, Head des Departments Physik, die sich insbesondere bei den Studierenden für das zahlreiche Erscheinen und Karin Lichtnecker für die Organisation bedankte.
Laudationen an die neuen DAPs
Danach erfolgte die Würdigung der Ausgezeichneten. Den Auftakt machte Prof. Stephan Paul, der Prof. Dr. Frank Eisenhauer würdigte. Eisenhauer, Direktor am Max-Planck-Institut für extraterrestrische Physik (MPE), revolutionierte die astrophysikalische Beobachtung durch adaptive Optik und Interferometrie – insbesondere mit den Instrumenten GRAVITY und SINFONI am Very Large Telescope. Er sei, so Paul, jemand, der „das Unmessbare messbar gemacht“ habe. Als Träger der Stern-Gerlach-Medaille und des Gruber-Preises für Kosmologie gilt er als einer der weltweit führenden Experimental-Astrophysiker.
Anschließend würdigte Prof. Matthias Rief, der Head des Departments Bioscience, die Verdienste von Prof. Fässler, Direktor am Max-Planck-Institut für Biochemie in Martinsried. Fässler zählt zu den international führenden Zellbiologen und ist bekannt für seine bahnbrechenden Arbeiten zu Integrinen – mechanosensitiven Zelloberflächenrezeptoren, die die Kommunikation zwischen Zellen und ihrer Umgebung vermitteln. Rief hob Fässlers mutigen Karriereweg hervor: Vom Mediziner – unter anderem in Simbabwe – zum Molekularbiologen am MIT. Seine Beiträge zur Aufklärung von Zelladhäsion, Immunität und Signaltransduktion seien wegweisend. Besonders erfreulich sei die enge wissenschaftliche Verbindung zu weiteren Kolleginnen und Kollegen der TUM wie Prof. Michael Sattler und Prof. Andreas Bausch.
Die dritte Laudatio hielt Prof. Allen Caldwell für Prof. Mertens, Direktorin am Max-Planck-Institut für Kernphysik (MPIK) in Heidelberg. Mertens hat es sich zur Aufgabe gemacht, das Rätsel der Neutrinos – den vielleicht geheimnisvollsten Teilchen des Universums – zu entschlüsseln. Als Co-Sprecherin des KATRIN-Experiments sowie führende Wissenschaftlerin im internationalen LEGEND-Projekt erforscht sie nicht nur die absolute Masse der Neutrinos, sondern auch mögliche neue Teilchen wie „sterile Neutrinos“, die Hinweise auf die Natur der Dunklen Materie liefern könnten. Ihre ausgezeichnete Lehre – mehrfach mit der Goldenen Kreide an der TUM School of Natural Sciences geehrt – und ihr Talent zur Wissenschaftskommunikation runden ihr beeindruckendes Profil ab.
Offizielle Ernennung und Perspektiven
TUM-Präsident Prof. Thomas F. Hofmann überreichte nach einer kurzen Rede die Urkunden an die Professoren. In seiner Ansprache betonte er: „Die heute verliehenen DAPs sollen nicht nur eine formale Affiliation sein, sondern die Integration in die Forschung und Lehre der TUM aktiv fördern.“ Die Auszeichnung ermögliche es den Preisträgerinnen und Preisträgern, Doktorandinnen und Doktoranden an der TUM zu betreuen, im TUM Institute for Advanced Study zu wirken und somit nachhaltig zur Weiterentwicklung der Forschung an der TUM beizutragen.
Wissenschaftliche Vorträge auf höchstem Niveau
Im Anschluss an die Verleihung präsentierten die Ausgezeichneten ihre aktuellen Forschungsarbeiten in drei spannenden Fachvorträgen:
Prof. Dr. Frank Eisenhauer – Astrophysics at Highest Resolution
Eisenhauer bot faszinierende Einblicke in seine Arbeit an hochauflösender Astronomie. Mithilfe von adaptive optics, laser guide stars und interferometrischen Techniken gelang es seinem Team, Schwarze Löcher zu vermessen, die Einsteins Vorhersagen bestätigten. Das Instrument GRAVITY am Very Large Telescope-Interferometer erreicht eine Präzision, die einer Millimeterauflösung auf 100 Kilometer Entfernung entspricht – eine revolutionäre Technologie, die unser Bild vom Universum verändert hat.
Prof. Dr. Reinhard Fässler – Molecular Mechanisms of Cell Adhesion
In seinem Vortrag mit dem Titel „Molecular mechanisms of cell adhesion“ stellte Fässler die hochdynamischen Prozesse der Zelladhäsion bei Zellmigration und Zellteilung in den Mittelpunkt. Besonders anschaulich beschrieb er die Adhäsionsplaques an der Zellvorderseite, die sich ständig neu aufbauen, um Vorwärtsbewegung zu ermöglichen, und hinten wieder aufgelöst werden, um die Zelle von ihren „Ankern“ zu befreien.
Während der Zellteilung trennen sich Zellen vorübergehend von der extrazellulären Matrix und runden sich ab – ein präzise gesteuerter Formwandel, der es der mitotischen Spindel erlaubt, sich korrekt auszurichten. Dabei spielen Kindline, eine Familie von intrazellulären Proteinen, die in Fässlers Labor identifiziert wurden, eine Schlüsselrolle: sowohl in den Adhäsionskomplexen als auch bei der Positionierung der Spindel – ein eindrucksvolles Beispiel für die Vielseitigkeit und Relevanz molekularer Mechanismen für zentrale zelluläre Prozesse.
Prof. Dr. Susanne Mertens – Neutrinos – Keys to the Universe
Mertens’ Vortrag nahm die Zuhörer mit auf eine Reise in die fundamentalen Fragen der Kosmologie. Neutrinos, so klein und schwer zu greifen sie sind, könnten Antworten auf die größten Fragen der Physik liefern: Woraus besteht unser Universum? Warum existieren wir? Mit dem KATRIN-Experiment wurde kürzlich ein neuer Weltrekord bei der Obergrenze der Neutrinomasse erzielt – dank neuartiger KI-gestützter Datenauswertung (in Zusammenarbeit mit dem ORIGINS-Cluster). Künftig sollen neue Technologien wie Quanten-Sensorik und Silizium-Drift-Detektoren noch tiefere Einblicke ermöglichen. Sie bedankte sich für die Zusammenarbeit insbesondere im SFB 1258.
Nach dem letzten Vortrag beendete Prof. Resconi die Veranstaltung mit einem Dank an alle Beteiligten. Bei einem Sektempfang ab 14:15 Uhr konnten sich die Gäste austauschen und mit den neuen Distinguished Affiliated Professors ins Gespräch kommen.
Weitere Informationen und Links
- TUM Distinguished Affiliated Professors: Mit dem Ehrentitel „TUM Distinguished Affiliated Professor“ zeichnet die Technische Universität München seit 2007 international herausragende Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen aus, die ein Wissenschaftsgebiet führend entwickelt haben und mit ihrer Fachkollegenschaft der TUM langfristig zusammenarbeiten. Den Ehrentitel verleiht der Präsident auf Beschluss des Erweiterten Hochschulpräsidiums und des Senats. Die „TUM Distinguished Affiliated Professors“ sind Mitglieder des Professorenkollegiums jener Schools, die ihre Nominierung eingebracht haben.
- Prof. Susanne Mertens, Max-Planck-Institut für Kernphysik
- Prof. Frank Eisenhauer, Max-Planck-Institut für extraterrestrische Physik
- Prof. Reinhard Fässler, Max-Planck-Institut für Biochemie
- TUM Institute for Advanced Study (IAS)
- Exzellenzcluster ORIGINS
- SFB 1258: Neutrinos und Dunkle Materie in der Astro- und Teilchenphysik (NDM)
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